Mantrailing in Ludwigsburg: Wenn der Hund sagt, wo es lang geht
Mantrailing in Ludwigsburg: Wenn der Hund sagt, wo es lang geht
Rems-Murr-Kreis
Luitgard Schaber, 15.08.2018 – 06:00 Uhr
Mantrailing ist eine Beschäftigung mit Suchtpotenzial – für Zwei- und Vierbeiner. Als Trendsport wird die Menschensuche mit Hund, die ihren Ursprung in der Arbeit von Polizei und Rettungsstaffeln hat, auch im Freizeitbereich immer beliebter.
Im Team spüren die Autorin und ihr Hund die gesuchte Person auf. Siehe Foto: factum/Bach
Ludwigsburg – Es ist eine bunt zusammengewürfelte Gruppe an Hunden, die sich samt Herrchen und Frauchen vor dem Ludwigsburger Ostfriedhof versammelt. Da ist der ungestüme Jungrüde Rambo, ein zwei Jahre alter Weißer Schäferhund, zusammen mit seinem sieben Monate alten Rudelkumpan Taylor, ebenfalls ein Weißer Schäferhund, der Leberwurstbrote liebt. Dazu gesellen sich Nelson, ein fünfjähriger Deutscher Pinscher, den sein Herrchen als „futtergeil“ beschreibt, und die gleichaltrige Mischlingshündin Nia aus dem Tierschutz, laut ihrem Frauchen ein „extremes Nasentier“, das sonst kaum aus sich heraus geht. Zudem nimmt an dem von Conchita Garcia angebotenen Kurs in Mantrailing der Hund der Autorin dieser Zeilen teil: Anouk, eine neunjährige Briard-Dame und bereits begeisterte Hobby-Trailerin.
Viel Spaß für feine Riecher
Conchita Garcia hat ihre Leidenschaft für die Nasenarbeit mit Hunden zum Beruf gemacht und, nachdem sie eine speziellen Ausbildung hierzu absolviert und sich zeitweise in einer Rettungshundestaffel engagiert hat, eine eigene Mantrailing Academy in Bietigheim-Bissingen gegründet. „Ich lebe das Mantrailing“, sagt sie mit leuchtenden Augen. Die Kursteilnehmer hat sie längst mit ihrer Begeisterung fürs Trailen angesteckt. Ambitionen, in die Rettungshundearbeit zu gehen, hat von ihnen indes niemand. Sie wollen einfach ihre Hunde artgerecht beschäftigen und Spaß haben. Neben diesem sportlichen Ansatz bietet Garcia Mantrailing auch zu Therapiezwecken und für gehandicapte Hunde an. „Hauptsache die Nase funktioniert“, sagt die Hundetrainerin.
Denn auf den feinen Riecher der vierbeinigen Kursteilnehmer kommt es an. „Wir bringen ihnen nicht das Riechen bei, das können sie schon, sondern einem Geruch zu verfolgen“, erklärt Garcia. Dieser werde von Hautpartikeln, die jeder fortlaufend verliert, freigesetzt. „Bakterien zersetzen sie, wodurch Gase entstehen.“ Diesen Individualgeruch eines jeden Menschen können Hunde riechen und von anderen unterscheiden. Dabei darf man sich die Geruchsspur aber nicht wie eine Laufspur am Boden vorstellen. Es ist viel mehr eine Wolke aus Molekülen, die sich teils noch in der Luft befinden, teils schon auf dem Boden oder auch an Sträuchern abgesetzt haben und dabei Umwelteinflüssen ausgesetzt sind.
Spazialaufgabe für Rambo & Co.
So sind die Bedingungen für die Hunde auf dem Friedhofsparkplatz nicht so einfach wie sie scheinen. Denn obwohl an diesem Sommerabend die große Hitze des Tages vorbei ist, lässt der immer noch warme Asphalt Geruchsmoleküle gleichsam verdampfen. Zudem verschafft der laue Wind, der über den Parkplatz streicht, nicht nur ein wenig Kühlung sondern trägt auch die Partikel mit sich mit. Nach einer kleinen Aufwärmrunde zur Motivation der Hunde, bei der sich die Versteckpersonen ihnen vorher zeigen und mit Futter interessant machen, hat Conchita Garcia dennoch eine Spezialaufgabe für Rambo und Co. Dabei bekommen sie nicht wie sonst einen Gegenstand der zu suchenden Person präsentiert. Stattdessen sollen sie an jemandem anriechen, der zuvor von der Versteckperson umarmt wurde.
Die Schnauze in den Wind
Wird Anouk diese schwierige Aufgabe meistern? Von ihrer Hundeführerin angewiesen beschnuppert sie die Kursteilnehmerin, die sich auf einer Picknickdecke liegend als Geruchspartikel-Ersatz zur Verfügung stellt, bläst ihr ihren feuchten Atem in den Nacken. Dann hebt sie die Schnauze in den Wind. Man sieht wie ihre Nasenflügel sich heben, da sie Witterung aufnimmt. Schon hat Anouk die Richtung ausgemacht, in welche die Gesuchte gegangen ist. Nach dem Kommando zur Suche gibt es für sie kein Halten mehr. Zielstrebig führt sie ihr Frauchen zu der Vermissten.
Danke für den tollen Beitrag!
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.mantrailing-in-ludwigsburg-wenn-der-hund-sagt-wo-es-lang-geht.24106320-dd8c-4621-b248-7b6960a5a265.html